Psychotherapie (1)

“Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben kann man es nur vorwärts.” (Sören Kierkegaard, dänischer Philosoph).

“Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben.” (Erich Kästner, deutscher Schriftsteller).

In der so genannten “tiefenpsycholgisch fundierten Psychotherapie” geht es darum, die ungünstigen Auswirkungen von in der Vergangenheit liegenden Erlebnissen und von Reaktionen auf diese Erlebnisse umfassend zu verstehen. Dieses “Verstehen” kommt aus einer Verbindung von “Herz” und “Verstand”: Wenn ich mit Empathie und Mitgefühl auf das “Kind von damals” schauen kann, wenn ich die “Not” dieses Kinds als der Erwachsene von heute anerkennen und die Ãœberlebensleistung des kindlichen Organismus würdigen kann, dann kann in mir drin Entspannung, vielleicht sogar Frieden einkehren.

Ich bin dann nicht mehr das Opfer vergangener Ereignisse und gewinne Wahlmöglichkeiten und Freiheiten für heute und morgen dazu.

Das ist nach meinem Verständnis die Grundidee des Veränderungsprozesses in einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.

So etwas schreibt sich leicht und ist doch im konkreten Vollzug manchmal sehr mühsam. Nur zu gern verbleiben wir (ich nehme mich da nicht aus!) immer wieder in der Position des “Opfers” – und sei es nur deshalb, weil wir uns ein bißchen stark fühlen, wenn wir dem “Täter” Vorwürfe machen können. Als “Täter” können Personen in Frage kommen (Eltern, Partner, Kollegen) oder Institionen (Kirche, Arbeitsamt, Staat) oder geistige Gebilde (das “Schicksal”, “Gott”). Hier innerlich loszulassen, ist manchmal wie ein Schritt ins “Nichts”, bevor etwas Neues entsteht.

Wenn Psychotherapie letztlich zu einer radikalen Selbst-Annahme und damit auch Selbst-Verantwortung verhilft, ist damit kein Schlaraffenlandleben ohne Angst, Schmerzen, Konflikte usw. garantiert. Aber mehr Freiheit, Souveränität, innere Stärke und vor allem Liebesfähigkeit können sich entwickeln.

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